Die Gesprächsrunde war mit Vertreterinnen und Vertretern aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sowie der Wissenschaft besetzt.
Gastrednerin war die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Fotos: Willi Rolfes

pm Stapelfeld Der erste „Tag der Landwirtschaft“ der Katholische Akademie Stapelfeld (KAS) war ein voller Erfolg. Unter der Fragestellung „Wohin geht die Landwirtschaft im OM?“ wurden Chancen und Risiken der aktuellen Transformationsprozesse in der Landwirtschaft diskutiert. Der geistliche KAS-Direktor Pfarrer Dr. Marc Möbel eröffnete die Veranstaltung mit der Begrüßung der rund 80 Gäste. Er betonte, dass die Entwicklung in der Landwirtschaft auch ein pastorales Thema sei und lud die Anwesenden zum intensiven Gespräch und zum gepflegten Streit um Lösungen ein. Weihbischof Wilfried Theising betonte ebenfalls die unmittelbare Verbundenheit zwischen Landwirtschaft und Kirche und forderte dazu auf, mit gängigen Klischees und Vorurteilen aufzuräumen und stattdessen Brücken zu bauen.

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) forderte in ihrem Gastvortrag die Auflösung von Konflikten zwischen Tier-, Klima- und Umweltschutz sowie der Landwirtschaft und warnte vor der Abwanderung der ländlichen Produktion in Länder mit niedrigeren Standards. Sie machte deutlich, dass die Mehrkosten für mehr Natur- und Tierschutz nicht allein auf dem Rücken der Landwirte abgeladen werden können, sondern von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen. „Es sollte die vornehmste und dringlichste Aufgabe der neuen Bundesregierung sein, den Stillstand endlich zu überwinden und Planungssicherheit für die Landwirtschaft zu schaffen“, forderte die niedersächsische Agrarministerin.

In der anschließenden Gesprächsrunde mit Vertretern aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sowie der Wissenschaft versuchten die Teilnehmer, neue Wege aufzuzeigen. Harm Böckmann von der Firma Brand Qualitätsfleisch zeigte sich davon überzeugt, dass landwirtschaftliche Produkte mit Erfolg auf moderne Vermarktungsstrategien zurückgreifen können. Mit einer „coolen Geschichte“ oder einer „persönlichen Story“ seien landwirtschaftliche Produkte besser und zu einem höheren Preis zu verkaufen, betonte Böckmann.

Die Gesprächsrunde war mit Vertreterinnen und Vertretern aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sowie der Wissenschaft besetzt.

Landwirtin Anne Preut forderte mehr Planungssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe. Sie machte deutlich, dass die Landwirtschaft stetig im Wandel sei und Veränderung in der Produktion bzw. in der Tierhaltung jeweils mit sehr hohen Kosten verbunden sei. „Wir brauchen zwischendurch auch mal ein Plateau, von dem aus wir Unternehmen auch langfristig planen können“, kritisierte Preut ständig steigende Anforderungen an die Tierhaltung und fehlende Planungssicherheit.  

„Die Transformation der Landwirtschaft kann nur gelingen, wenn wir alle Akteure ins Boot holen und auf Augenhöhe miteinander sprechen“, betonte Dr. Barbara Grabkowsky, die an der Universität Vechta Transformationsprozesse in der Landwirtschaft untersucht, und betonte die Verantwortung des Handels und des Konsumverhaltens der Verbraucher.

Sven Guericke, AEF-Vorsitzender, forderte mehr Transparenz in der landwirtschaftlichen Produktion, damit in der Öffentlichkeit wieder ein besseres Verständnis für die Abläufe in einem landwirtschaftlichen Betrieb entsteht. Er machte deutlich, dass die Transformation der Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei und forderte mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit für die landwirtschaftlichen Betriebe, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellen.

Bio-Bauer Karl-Heinz Hanken betonte, dass die konventionelle Landwirtschaft auf Dauer ihre eigenen Grundlagen zerstört und forderte ein Umdenken sowie neue regionale Ideen für eine bessere und transparente Vermarktung von Bio-Produkten. Hubertus Berges, Vorsitzender KLV Cloppenburg, forderte „eine Evolution statt einer Revolution“ und machte deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe Zeit und Unterstützung für zukunftsfähige Umbaulösungen brauchen.