Stellten den Vikar-Henn-Preis vor und hoffen auf viele spannende Vorschläge (v.l.): Alexander Rolfes als Vorsitzender der Bürgerstiftung, Henn-Biograf Werner Nilles, Landrat Johann Wimberg und Professor Uwe Meiners als Schirmherren der Aktion sowie Hubert Breuer, Kuratoriumsmitlgied der Bürgerstiftung. Foto: Westerkamp

Unter dem Motto „wageMut” lobt die Cloppenburger Bürgerstiftung jetzt gemeinsam mit der Pfarrgemeinde St. Andreas zum zweiten Mal den Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage aus. Vorgeschlagen werden können dafür ab sofort Personen, Personen, Gruppen, Organisationen oder Initiativen aus dem ganzen Oldenburger Münsterland, deren Engagement einen Bezug zur Stadt Cloppenburg hat.

Von Gaby Westerkamp

Cloppenburg
Mit dem Vikar-Henn-Preis will die Bürgerstiftung ein Zeichen setzen – für mutiges Engagement gegen Gewalt, Hass und Ungerechtigkeit. Gerade jetzt, wie der Vorsitzende Alexander Rolfes bei der Vorstellung des Projektes betonte. Denn die jüngsten Wahlergebnisse in Italien, Frankreich und auch die Landtagswahl zeigten einen Trend zum Rechtspopulismus in ganz Europa und auch hier vor Ort. „Rechts mausert sich und das sehe ich mit größter Sorge“, sagte Professor Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft. Er ist Schirmherr des Preises, zusammen mit Landrat Johann Wimberg.  Die aktuell schwierige Situation durch Krieg, Energiekrise, Inflation und Preisexplosionen sei ein gefährlicher Nährboden für radikale Tendenzen.

Vikar Ernst Henn mit Cloppenburger Messdienern. Foto: Archiv Nilles

Gefragt sind deshalb Menschen, die „immun sind gegen Rattenfänger”, erklärte Hubert Breuer, Kuratoriumsmitglied der Bürgerstiftung. So wie Prälat Peter Kossen, der 2019 der erste Henn-Preisträger war. Und so wie viele andere „Menschen, die mit Mut und Courage der Verrohung der Gesellschaft entgegenwirken”, schreibt Pfarrer Bernd Strickmann in seinem Grußwort aus der Quarantäne, das Henn-Biograf Werner Nilles vorlas.
„Sich einbringen, wenn’s schwierig wird. Dazwischen gehen und helfen, wenn jemand in Not ist. Aufstehen gegen gesellschaftliche Verwerfungen. Aktiv werden, auch da, wo man sich nicht nur Freunde macht“: All das kann preiswürdig sein, erklärt Landrat Wimberg – und das könne auch ein Engagement abseits der Öffentlichkeit sein. Vorgeschlagen werden können Personen und Gruppen – gern auch junge Menschen – Organisationen oder Initiativen aus dem Oldenburger Münsterland, deren Engagement aber einen Bezug zur Stadt Cloppenburg haben sollte, ergänzte Breuer. Der Preis solle aber nicht nur „Wagemut“ würdigen, sondern auch dazu motivieren und ermutigen. „In der Not abwandern nach rechts? Das ist eine große Gefahr”, forderte Wimberg auf, demokratische Werte zu verteidigen, auch hier vor Ort im Alltag. Denn „Demokratie ist nicht einfach, aber es gibt keine bessere Gesellschaftsform”, meint Prof. Meiners: „Wir müssen dafür Flagge zeigen.”
Der Vikar-Henn-Preis ist dotiert mit 2500 Euro, die komplett an einen Geehrten gehen, aber auch auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden können. Eine Jury mit Vertretern verschiedener Fachrichtungen wird über die Prämierung entscheiden. Die Preisverleihung erfolgt dann am 11. April 2023, dem 78. Todestag Henns.
• Weitere Informationen zum Vikar-Henn-Preis sowie zum Leben und Wirken des Geistlichen finden Interessierte jetzt auf der Homepage der Bürgerstiftung. Hier gibt es auch ein Download-Formular für Vorschläge preiswürdiger Personen, Gruppen, Organisationen oder Initiativen.

Vikar Ernst Henn…

…wurde nur drei Wochen vor Hitlers Machtergreifung zum Priester geweiht. Als Kaplan in seiner Heimatstadt Cloppenburg und später als Vikar in Löningen stellte er sich mit klaren Worten mutig der Nazi-Herrschaft entgegen und prangerte immer wieder die grausamen Verbrechen des Regimes an – allen Einschüchterungsversuchen und Sanktionen zum Trotz. Als er im April 1945 die weiße Fahne hisste, um das Löninger Krankenhaus zu schützen wurde er bei einem Artillerieangriff erschossen. Der Cloppenburger Werner Nilles hat eine umfassende Biografie über Vikar Henn veröffentlicht. Das Buch ist im Forum St. Andreas an der Sevelter Straße 4 (Pfarrbüro, Tel. 04471/701490) für 15,80 Euro erhältlich.