Michael Hirschfeld (rechts) heißt den neuen Kollegen Peter Stelter (links) in der Leitung des Geschichtsausschusses willkommen.
Organisatoren sowie die Referentinnen und Referenten des Akademieabends (v.l.) Dr. Maria Anna Zumholz, Prof. Dr. Michael Hirschfeld, Ludwig Middendorf, Peter Stelter (neben Hirschfeld neuer Mit-Vorsitzender des Geschichtsausschusses und Direktor des Albertus-Magnus-Gymnasiums Friesoythe), Heimatbund-Geschäftsführerin Gisela Lünnemann und Dr. Gabriel Isenberg. Fotos: Henneberg

pm/tka Oldenburger Münsterland.
Eine Überraschung hielt jetzt der Akademieabend für die Mitglieder und Gäste des Heimatbund-Geschichtsausschusses bereit: Peter Stelter komplettiert ab sofort die Vorsitz-Doppelspitze. Der Leiter des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Friesoythe wird künftig Prof. Dr. Michael Hirschfeld aus Vechta zur Seite stehen. Stelter, der sich als „Friesoyther Jung“ vorstellte, und Hirschfeld lernten sich bereits vor 25 Jahren kurz im Geschichtsstudium in Münster kennen und teilten launig gemeinsame Exkursionserinnerungen. Da rückte das eigentliche Thema, die gesellschaftliche Rolle der Vereine in der Region, kurz in den Hintergrund, brachte aber dann interessante Einblicke und Erkenntnisse.

Michael Hirschfeld (rechts) heißt den neuen Kollegen Peter Stelter (links) in der Leitung des Geschichtsausschusses willkommen.

In seiner Themeneinführung gab Hirschfeld die Anregung des renommierten Historikers Thomas Nipperdey wieder, die Vereinsgeschichte auf lokaler und regionaler Ebene zu untersuchen. Die zahlreichen Vereinschroniken beschränkten sich auf den lokalen Blick, ohne regionale Besonderheiten insgesamt zu thematisieren. Vor allem stelle sich die Frage nach der Bedeutung der Vereine für die Integration und Emanzipation im 19. und 20. Jahrhundert. 

Schwestern Unserer Lieben Frauen wichtig für die Emanzipation in Oldenburger Münsterland

Letzteres war Thema des Vortrags von Dr. Maria Anna Zumholz. Sie sprach über die Bedeutung der in Vereinsförderung organisierten neuen Frauenorden wie der Schwestern Unserer Lieben Frau für die Emanzipation von Frauen im Oldenburger Münsterland. Die Schwestern hätten die Bildung von Mädchen und Frauen früh vorangetrieben und so überraschend wichtige Impulse gesetzt für die Entwicklung der agrarisch-katholisch geprägten Region.

Spannende Einblicke in die Entstehung des Chorgesangs in Südoldenburg vermittelte der Dammer Kirchenmusiker Dr. Gabriel Isenberg. So habe der promovierte Musikhistoriker die erste urkundliche Erwähnung von Chorgesang in der Kirche bereits 1790 entdeckt und zwar in einer Testamentsurkunde eines Steinfelder Pfarrers, der hier den Ankauf von Noten verfügte. Und vor genau 200 Jahren sei mit „Harmonia“ Damme der älteste Männergesangverein in der Region gegründet worden, gefolgt vom Cloppenburger „Liederkranz“ 1839. Den ersten ausdrücklichen Kirchenchor, der „nur“ in der Kirche sang, habe es erst 1867 in Cloppenburg gegeben – eine Entwicklung, die sich Ende des 19. Jahrhunderts ausbreitete. Bis 1945 probten Männer und Frauen jedoch in der Regel weiter in getrennten Chören.

Am Fallbeispiel des Turnvereins Cloppenburg (TVC) zeigte Ludwig Middendorf Entwicklungslinien im Sport auf. So sei der TVC in den letzten 50 Jahren zunehmend individualisiert und professionalisiert worden, aber das persönliche Engagement und die Einbettung in die Entwicklung der Stadt sei (bis heute) immer ein wesentlicher Bestandteil gewesen. Diese Bedeutung der Vereine für die Region stellte auch Heimatbund-Geschäftsführerin Gisela Lünnemann heraus, was gerade durch die Beschränkungen der Corona-Pandemie noch stärker bewusst geworden sei.

Weitere Einblicke in die vielfältige Vereinslandschaft im OM soll der Studientag des Geschichtsausschuss geben, der am Samstag, 27. November in Friesoythe geplant ist. Weitere Informationen dazu werden zeitnah auch unter www.heimatbund-om.de veröffentlicht.