Beratungslehrkräfte für kirchliche Schulen ausgebildet. Zum Abschluss gab es einen Präsentkorb für die Referenten (kniend v.l.) Stephan Trillmich, Georg Rakel und Carsten Bösing. Mit dabei Mark Brockmeyer, Schulleiter des Kollegs St. Thomas Vechta (3.v.l.), Heribert Mählmann, Geschäftsführer des Caritas-Sozialwerks (3.v.r.), Prof. Dr. Franz Bölsker, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt (r.). Foto: Schulstiftung St. Benedikt

Oldenburger Land. Es ist in jeder Schule möglich: Schüler fallen plötzlich auf, ihre Leistung sackt ab, sie können sich nicht mehr konzentrieren, entwickeln Ängste, werden verhaltensauffällig, depressiv, aggressiv oder sogar gewalttätig. Ursachen kann es viele geben, z.B. Mobbing, Gewalt, Suchtprobleme, Erfahrungen von sexuellem Missbrauch, Krisensituationen wie Tod, Krankheit oder Verarmung in der Familie. Die Probleme können im Suizid oder der Ankündigung eines Amoklaufs gipfeln. Lehrkräfte, die das mitbekommen, sind damit im Schulbetrieb überfordert. Sie haben weder die Zeit noch die nötige Ausbildung. Im Idealfall gibt es dafür Beratungslehrer.

Im Auftrag der Schulstiftung St. Benedikt bildeten jetzt Beratungsprofis des Caritas-Sozialwerks 13 neue Beratungslehrkräfte für kirchliche Schulen in Cloppenburg, Vechta, Oldenburg und Wilhelmshaven aus. 18 Monate intensiver Arbeit haben die Gruppe zusammengeschweißt. Bei der Übergabe der Zertifikate im St. Antoniushaus war allen die Freude, durchgehalten zu haben, anzusehen. „Die Zeit mit Euch ist schnell verflogen. Danke für die intensiven Tage und das Rüstzeug, die Ratschläge und Empathie, Euer Fachwissen und die intensive Vorbereitung“, dankte Mareike Betten, Lehrerin der Paulus-Schule Oldenburg, im Namen des Kurses den Referenten.

In drei Kompaktwochen, weiteren 15 Bildungstagen und sechs Treffen in Lernpartnerschaften mit zusammen 206 Unterrichtsstunden hatten Stephan Trillmich, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) Cloppenburg Vechta, Carsten Bösing, Leiter der ökumenischen EFL in Oldenburg und Bernd Rakel, Leiter der EFL Nordgruppe in Brake, den Lehrkräften Grundlagen systemischer Beratungsarbeit beigebracht und das Gelernte in Rollenspielen eingeübt. Auch kollegiale Fallberatung spielte dabei eine wichtige Rolle – vielfach bekommen Beratungslehrer von Kollegen Hinweise auf problematische Fälle. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt. „Es war für mich eine große Freude zu sehen, dass es so viel Bereitschaft bei den Kursteilnehmern gab, die eigene Haltung zu überprüfen und zu modifizieren,“ freute sich Georg Rakel. 

Schüler sollen Lösungen selbst entwickeln

„Unser Ziel war es, den Teilnehmern die Möglichkeit zu eröffnen, sich als „Beratungspersönlichkeit“ zu entwickeln und eine Haltung zu verinnerlichen, die für Beratung notwendig ist. Das beinhaltet eine Orientierung an den Ressourcen und nicht den Defiziten von Schülerinnen und Schülern, die zur Beratung kommen,“ sagte Trillmich. Beratungslehrkräfte müssten überlegen, welche sinnvollen und positiven Absichten hinter einem Verhalten liegen – gerade dann, wenn es schnell abqualifiziert oder als unangepasst bewertet wird. „Daher sollen sie auch keine Lösungen vorgeben. Die müssen die Schülerinnen und Schüler selbst entwickeln.“

Beratungslehrer würden immer mehr gebraucht, sagte Prof. Dr. Franz Bölsker, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt, der allen für ihr Engagement dankte. „Aufgrund der immer stärker von Krisenfällen geprägten gesellschaftlichen Entwicklung gibt es für viele Kinder und Jugendliche immer mehr Notwendigkeit, sich der Schule hinzuwenden. Viele Familien bieten aber nicht mehr den beschützenden Raum, sondern zeigen Verwerfungen und belasten Kinder mit Problemen.“

„Es wäre zu wünschen, wenn sich mehr Lehrkräfte für diese Art der pädagogischen Begegnung öffnen,“ bekräftigte Carsten Bösing. Das Caritas-Sozialwerk plant zum Herbst einen weiteren Kurs mit 15 Plätzen. Anmelden können sich Lehrkräfte freier und öffentlicher Schulen bei (Ruth) riesselmann@caritas-sozialwerk.de, Tel. 04441/8707690.