Freuen sich über das neue Fahrzeug (v.l.): Manfred Gövert und Marianne Biermann (PSNV), Hiltrud Witte (Präsidentin RC FAC), Pfarrer Ludger Fischer (RC FAC) und Heinz Dierker (Leiter PSNV). Foto: Bertzbach

Landkreis Cloppenburg. Das Haus ist abgebrannt, ein Angehöriger wird nach einem Verkehrsunfall versorgt oder die Polizei nimmt einen gewalttätigen Ehemann fest, vor dem die Frau geflüchtet ist: Opfer von Unglücken, Unfällen oder Straftaten stehen oft auf der Straße und sind Gaffern ausgesetzt. Um ihnen schnellstmöglich einen geschützten Raum zu bieten oder zum Krankenhaus, wo der verletzte Angehörige eingeliefert wird, zu bringen, dafür benötigt die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Landkreis Cloppenburg Autos. Bislang verfügten die Krisenhelfer über zwei Kleinbusse, einen im Norden und einen im mittleren Landkreis. Jetzt konnten sie mit Hilfe von Spendern ein drittes Fahrzeug für den Einsatz im Südkreis anschaffen.

Heinz Dierker hält die Fahrzeuge für eine wichtige Säule in der Krisenintervention. Der Leiter des PSNV hat nicht nur als Krisenhelfer, sondern auch als hauptberuflicher Rettungssanitäter viele Menschen in Extremsituationen erlebt und weiß: Menschen, die gerade einen Schicksalsschlag erlitten haben, womöglich den plötzlichen Tod eines Angehörigen verkraften müssen, brauchen jemanden, der sie in den ersten Minuten und Stunden professionell auffängt. Marianne Biermann, ebenfalls erfahrene Kriseninterventionshelferin, erklärt: „Wir halten den Schmerz erstmal mit den Menschen aus. Beruhigende Medikamente lehnen wir ab, damit der Schock nicht mit Verspätung kommt, wenn wir nicht mehr da sind.“

Wie man mit Menschen in einer Schocksituation umgeht, das lernen die ehrenamtlichen Helfer aus allen möglichen Berufen in einer 100 Unterrichtseinheiten umfassenden Ausbildung und zehn Hospitations-Einsätzen mit erfahrenen Kollegen. Erst dann werden sie selbst eingesetzt. Aber bevor sie die Ausbildung antreten können, nehmen sie an einem zweitägigen Basislehrgang teil. Dabei sollen sie herausfinden, ob sie dieser anspruchsvollen und belastenden Aufgabe psychisch gewachsen sind. „Die Leute sollten schon gefestigt sein, sonst geht das nicht“, betont Marianne Biermann.

In der Regel bleiben die Männer und Frauen in den lilafarbenen Jacken so lange, bis die betroffene Person psychisch stabilisiert ist und von Verwandten, Freunden oder Nachbarn weiter betreut wird. In extremen-Fällen stehen sie aber auch noch in den Tagen danach zur Verfügung. 250 Einsätze haben die derzeit 46 Kriseninterventionshelfer im Kreis Cloppenburg im vergangenen Jahr absolviert. Dabei handelte es sich ausschließlich um Hilfe für Betroffene. Neu hinzu kommt jetzt die Begleitung von Einsatzkräften, die verstörende Bilder verarbeiten müssen. Denn zum Beispiel junge Feuerwehrleute seien oftmals nicht auf das vorbereitet, was sie am Einsatzort erwartet, so Dierker.

Um auch ihnen eine Stütze sein zu können, dafür läuft zurzeit eine Extra-Ausbildung. Aber damit sie überhaupt helfen können, müssen die Leute vom PSNV erstmal an den Ort des Geschehens gelangen. Auch dafür werden die Fahrzeuge benötigt. Bisher mussten im Südkreis die Privat-Pkw herhalten. Damit ist jetzt Schluss. Die Anschaffung des dritten Kleinbusses, ein zweieinhalb Jahre altes Gebrauchtfahrzeug, konnte größtenteils mit Mitteln aus der Glücksspirale bezahlt werden. Aber die 30.000 Euro reichten nicht ganz. Deshalb kamen Heinz Dierker und seinen Mitstreitern die 4500 Euro, die der Rotary-Club Friesoythe-Artland-Cloppenburg (RC FAC) jetzt beisteuerte, sehr gelegen Das Geld stammt aus der Kollekte der Weihnachtsandacht des Clubs, die Clubmitglied und Pfarrer Ludger Fischer mit seinen rotarischen Freunden hielt, und aus dem Sozialfonds des RC FAC. Die Spende werde eingesetzt, um unter anderem den Bulli mit Blaulicht und Funkgerät auszustatten, erklärt Heinz Dierker.