Cloppenburg. Wenn Kinder an Krisensituationen beteiligt und in extreme Ereignisse verwickelt sind, braucht es besonderes Feingefühl – insbesondere, wenn sich ein Todesfall im Klassenverband oder in der Kitagruppe ereignet. Um genau diese Fähigkeiten ging es bei einer Fortbildung der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), die kürzlich in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Cloppenburg stattfand.

Insgesamt ließen sich dort 36 Teilnehmer – die meisten davon aus dem Landkreis Cloppenburg – fortbilden, um für Krisen gewappnet zu sein, in die Kinder und Jugendliche verwickelt wurden oder unmittelbar beteiligt sind. „Wenn beispielsweise ein Mitschüler ums Leben kommt oder ein Elternteil in einen tödlichen Unfall verwickelt ist, stehen unsere Kriseninterventionshelfer zur Verfügung, um Erste Hilfe für die Seele zu leisten“, erklärt Heinz Dierker, der die PSNV im DRK-Landesverband Oldenburg koordiniert. „Und das eben nicht nur an der Unfallstelle, sondern auch im Klassenraum oder in der Kindertagesstätte“.

Iris Göhre, Dr. Jörg Schulte-Pelkum und Heinz Dierker (v.l.) haben jetzt Kriseninterventionshelfer speziell für Kindertagesstätten und Schulen fortgebildet. Foto: DRK

Als Experte und Dozent stand den Kriseninterventionshelfern der Schulpsychologe Dr. Jörg Schulte-Pelkum vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung zur Verfügung. Er ist für fast alle Schulen im Landkreis Cloppenburg zuständig und unterstützt unter anderem auch bei der Ausbildung von schulinternen Krisenteams. „Wenn Schulgemeinschaften von einem Extremfall betroffen sind, ist die Herangehensweise bei der direkten psychosozialen Nachsorge und Betreuung etwas anders, allein schon wegen der besonderen Struktur einer Schul- oder Kitagemeinschaft“, erklärt er. „Besonders, wenn ein Suizid geschehen ist, was leider immer häufiger der Fall ist, braucht es schnelle und kompetente Betreuung.“ Suizide, so Schulte-Pelkum, seien die zweithäufigste Todesursache in jener Altersgruppe, direkt nach dem Unfalltod – und die Häufigkeit von Suiziden bei Kindern und Jugendlichen habe nach Corona noch zugenommen. „Es ist dann eine große Hilfe, wenn wir Schulpsychologen in einem solchen Extremfall Unterstützung durch die ehrenamtlichen PSNV-Kräfte bekommen. Und hierfür ist die Vernetzung und das gegenseitige voneinander Lernen, wie es heute geschehen ist, äußerst wichtig“.

Doch dies war nicht immer so. „In früheren Zeiten wurden Todesfälle im Klassenverband oder in der Kita gar nicht so wirklich thematisiert“, sagt Iris Göhre, die ehrenamtlich als Kriseninterventionshelferin tätig ist und in den vergangenen Monaten einen speziell für den Einsatz mit Kindern konzipierten und befüllten Rucksack entwickelte. Mit der Verwendung jener Koffer, von denen drei Stück durch eine Spende der Heinrich-Kalkhoff-Stiftung beschafft wurden konnten, befassten sich die Teilnehmerinnen des Kurses am Samstagnachmittag. Die Rucksäcke werden in Kürze in allen drei Einsatzfahrzeugen der PSNV im Landkreis Cloppenburg untergebracht, um unkompliziert und schnell eingesetzt werden zu können. Herzstück des Rucksacks ist die sogenannte Akutmappe, in der sich neben verschiedenen Leitfäden zur Trauerbewältigung auch weiterführende Literatur und Hilfsangebote aufgeführt sind. „Mit den Utensilien und Büchern in den Rucksäcken kann schnell und altersgerecht geholfen werden, die Trauer und den ersten Schock zu verarbeiten“, so Göhre, die selbst Erzieherin ist. „Dies kann den Lehrern, Eltern oder Erziehern schon helfen, sich in solchen Situationen nicht so ohnmächtig zu fühlen“.