pm Oldenburger Münsterland Das Oldenburger Münsterland ist reich an Sagen. Sie wurden früher von Mund zu Mund weitergegeben und dann von Volkskundlern aufgeschrieben. Kulturanthropologin Christine Aka kennt viele Sagen schon seit ihrer Kindheit.

Vor allem die regionale Sage rund um die „Räuber vom Mordkuhlenberg” ist Christine Aka im Kopf geblieben. Dabei sind die Dammer Berge Schauplatz der Geschichte. „Mit der Sage bin ich aufgewachsen“, sagt die Professorin und Geschäftsführerin des 2018 gegründeten Kulturanthropologischen Instituts Oldenburger Münsterland. „Da sollen in einer Höhle Räuber gehaust haben, die eine junge Frau entführt haben. Die musste für sie arbeiten und bekam jedes Jahr ein Kind, aber ihre Kinder wurden alle von den Räubern ermordet. Als Kind fand ich das ganz gruselig.“ Dieser „Gruselfaktor“ ist typisch für Sagen, erzählt Aka. „Irgendetwas passiert und man weiß nicht, warum. Es hat mit Übernatürlichem zu tun, mit Dingen, die Angst machen.“

Kennt sich mit Mythen und Sagen aus: Kulturanthropologin Christine Aka. Foto: Wolfgang Stelljes

Sagen haben „meist einen ganz konkreten Bezug: konkrete Menschen, konkrete Orte, konkrete Erlebnisse.“ Dies gilt zum Beispiel für den Hexenberg in der Gemeinde Emstek. „Dort werfen der Sage nach Hexen mit einem Hammer, den Hollandgänger verloren haben sollen. Historisch wahr ist, dass tatsächlich Hollandgänger auf dieser Route unterwegs waren. In Sagen geht es oft um die einfachen Leute.“

Sagenumwoben sind auch Visbeker Braut und Bräutigam, zwei versteinerte Hochzeitszüge, so die bekannte Lesart. „Die konnten sich die Leute nicht erklären, sie wussten nicht, wie kommen die da hin.“ Neben der Existenz dieser Steine dürfte auch die Tatsache, dass die Missionsstation in Visbek ein Ausgangspunkt der Christianisierung war, mit dazu beigetragen haben, dass die einschlägige Literatur auffällig viele Sagen aus dem Raum Visbek enthält. So finden sich in „Aberglaube und Sagen aus dem Herzogthum Oldenburg“, einem Standardwerk von Ludwig Strackerjan aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etliche Beispiele. Strackerjans Sammlung bildete auch die Basis für das Buch „Die schönsten Sagen aus dem Oldenburger Land“, das Hermann Lübbing, langjähriger Archivdirektor in Oldenburg, 1968 verfasste.

Für alle die jetzt auf den Geschmack gekommen sind und auf Pfaden von Mythen und Sagen wandern wollen: „Der Hauch des Hünengeistes“ ist eine abendliche Führung überschrieben, bei der die Gäste bei Fackelschein unter anderem alten Visbeker Sagen lauschen. Die Führung „Mit Sagen und Geschichten durch Friesoythe” ist für Gruppen wie gemacht und die neu konzipierte „RäuberRadRoute” durch das Erholungsgebiet Dammer Berge passiert man 13 Stationen, an denen sich einer Sage oder Überlieferung zufolge Besonderes zugetragen haben soll. Weitere Infos zu den einzelnen Führungen hier.