Der neue und alte Vorstand des Essener Bildungswerkes nach den Neuwahlen mit Juliane Berding, Florian Averbeck, Wilhelm Grüßing, Franz Hillen, Friedrich Hillen und Manfred Göken. Foto: sl

sl Essen Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit des Essener Bildungswerkes massiv ausgebremst. Der Vorsitzende Friedrich Hillen erinnerte an den Beginn der Pandemie, mit deren Ausmaß keiner gerechnet habe. Absage von Veranstaltungen und Fortbildungen des Bildungswerkes folgte auf Absage mit fatalen Wirkungen in der großen Anzahl von Bildungsmaßnahmen des Bildungswerkes.

Einen besonderen Dank richtete der Vorsitzende an Evelyn Gheorghe-Hertel, die durch die Krise hinweg Online-Kurse ausrichtete. Besonders die Aktivitäten im Bereich Schülerförderung seien wichtig. Die Sprachförderung, Integration und Teilhabeausgaben auf nachdrücklichen Wunsch der Mitglieder seien nachhaltige Investitionen, die für den sozialen Zusammenhalt und das Gemeinwohl in der Gemeinde von großer Bedeutung sind, so Hillen.

Erfreut sei er, dass mit Juliane Berding, Florian Averbeck, Franziska Wolking, Wilhelm Grüßing, Evelyn Gheorghe-Hertel und Pfarrer Michael Borth das Bildungswerk neue Mitglieder gefunden habe. Geschäftsführer Manfred Göken legte eine Ausarbeitung der Anzahl der Bildungsmaßnahmen und Teilnehmer vor. Konnte man in 2019 noch 59 Bildungsmaßnahmen verzeichnen, waren es in 2020 noch 20. Entsprechend sank auch die Anzahl der Teilnehmenden von über 130 auf 39. Für die Mitgliederversammlung 2019 hatte Göken zudem eine Collage mit Fotos der Veranstaltungen aus 2019 erstellt. Der Höhepunkt war der Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Bildungswerkes im November 2019. Als weiteres Highlight bezeichnete er die Lesung und den Klavierabend mit Sky du Mont und Christine Schütze mit über 230 Teilnehmer*innen sowie die Bildungsfahrt nach Dresden.

In seinem detaillierten Kassenbericht zeigte sich die Folgen der Pandemie auf die finanzielle Situation des Bildungswerkes, das durch die ausgefallenen Bildungsmaßnahmen große Einnahmeverluste verzeichnen musste. Durch einen vorausschauenden Umgang mit den Finanzen sei man aber mit angelegten Rücklagen noch gut über die Runden gekommen. Die Kassenprüfer Bernard Wichmann und Albert Müller bescheinigten eine exzellente Führung der Finanzen.

Der Vorsitzende wies auch auf das stark eingegrenzte Bildungsprogramm hin, das der Pandemie zum Opfer fiel. „Frau Gheorghe-Hertel, Manfred und Anita Göken sowie mein Bruder Franz versuchten zu retten, was noch zu retten war. „Er nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Förderern, Zuschussgebern und Referenten zu bedanken, die dem Bildungswerk die Jahre über die Treue hielten. „Es ist gut, wenn man sich auf Leute verlassen kann, die es gut meinen,“ so der Vorsitzende, der die Hoffnung äußerte, dass in absehbarer Zeit das Bildungswesen in Essen wieder in Schwung komme.

Auch für die Mitgliederversammlung 2020 gab Geschäftsführer Manfred Göken einen Überblick über die Finanzlage des Bildungswerkes. In drei Jahren habe man mit einem Minus arbeiten müssen, dennoch werde man dem neuen Vorstand eine geordnete Rechnungsführung übergeben können. Fraglich sei, wie sich die Situation in 2021/22 entwickeln würde. Die festen Kosten müssten mit einnahmewirksamen Aktionen gedeckt werden. Hier werde der neue Vorstand erhebliche Energie aufwenden müssen, um Einnahmen zu generieren. Die rückläufigen Aktionen, besonders auch im Integrationsbereich hätten für die einnahmerelevante Bewertung negative Folgen auf die Finanzen. Hier müssten künftig Überlegungen angestellt werden zu welchen Themen in welchen Bereichen die Einnahmesituation verbessert werden könne. Wenn keine Einnahmequellen erschlossen werden könnten, gefährde dies die Existenz des Bildungswerkes. Leider würden die Zuschüsse der staatlichen Stellen sowie des Offizialats seit Jahren gedeckelt bzw. schwerpunktmäßig anderen größeren, zentralen Bildungsträgern zugutekommen. Die örtlichen Bildungswerke kämen dabei ins Hintertreffen. Daher stelle sich für die Kommune und die Kirche die Frage, welche Bedeutung die Erwachsenenbildung in der Gemeinde haben soll, ob diese von Interesse sei oder nicht.

Vor den anstehenden Neuwahlen hielt der Vorsitzende Friedrich Hillen einen Rückblick auf seine Tätigkeit im Bildungswerk, die am 30. Oktober 1978 ihren Anfang nahm durch ein Gespräch mit Bernd Deters, der dem neu gegründeten Bildungswerk angehörte. Dass letztlich daraus so viele Jahre werden sollten, habe er selbst nicht für möglich gehalten. Er habe damals die Nachfolge von Manfred Göken angetreten, der ein Jahr vor ihm Vorsitzender des Kath. Bildungswerkes Essen geworden war und nun die Aufgaben des Geschäftsführers übernahm. Den Vorstand komplettierte wenig später sein Bruder Franz als stellvertretender Vorsitzender und Ansprechpartner für Bevern. Hillen erinnerte an den Wandel der Angebote im Laufe der Jahre, anfänglich mit Kursen, die heute nicht mehr vorstellbar seien, bis hin zu den Programmen der letzten Jahre in den vielen Bereichen der Erwachsenenbildung. „Eine solch lange Tätigkeit als Vorsitzender ist nur möglich, wenn man seinen Vorstandkollegen blind vertrauen kann, wie ich es konnte,“ machte Hillen deutlich, der sich zudem an die zielorientierte Arbeit mit dem verstorbenen Pfarrer Bernhard Kühling erinnerte. Das Bildungswerk sei immer am Puls der Zeit gewesen und habe sich mit vielen aktuellen Themen befasst. In den 43 Jahren seiner Tätigkeit habe es viele amüsante aber auch traurige Geschichten gegeben. Zu den Höhepunkten in seiner Tätigkeit zählte er die über 40 Reisen in drei Kontinente. Besonders erinnerte er sich an das Startverbot einer Reise nach Malta, das den Rückflug unmöglich zu machen schien. Letztlich habe die Reisegruppe dann doch noch mit einer der letzten Maschinen ausfliegen können. Grund für die Blockade war die Bombardierung Bengasis durch die Amerikaner. Unvergessen sei auch der Aufenthalt im Gefängnis von Kairo, der auf einer sprachlichen Verwechslung basierte. Sein besonderer Dank galt abschließend dem Geschäftsführer Manfred Göken, der fast 50 Jahre für das Bildungswerk tätig war, dessen Ehefrau Anita und seinem Bruder Franz Hillen, der die Außenstelle des Bildungswerkes in Bevern führte für deren unermüdlichen Einsatz, aber auch allen Referenten, Helferinnen und Helfern. Bildung für alle ist die notwendige Voraussetzung, mit der die Demokratie mit Leben erfüllt wird, äußerte der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, und John f. Kennedy meinte, es gebe nur eine Sache, die teurer sei als Bildung – keine Bildung. „Die Volkshochschule und Bildungswerke in unserer Region sind untrennbar mit der Entstehung von stabiler Demokratie verbunden. 2021 sind Medienkompetenz, digitale Revolution und Klimawandel Schlagwörter. Qualifizierungsstände und Bildungskompetenz zu erlangen sind Forderungen an jeden Einzelnen. Menschen, die nicht gefordert werden, gewöhnen sich daran. versorgt zu werden. Unser soziales System sollte aber nur die „versorgen“, die auf gar keinen Fall für sich selbst sorgen können. Ich wünsche dem Bildungswerk Essen in Zukunft eine von Erfolg geprägte Bildungsarbeit, die in Toleranz, gesellschaftlicher Gesamtverantwortung und Erleben von Demokratie auf den Füßen unseres Grundgesetzes geprägt ist. Dazu biete ich meine Mitarbeit an,“ schloss der Vorsitzende unter dem Beifall der Mitglieder.

Vor den anschließenden Gesamtneuwahlen zum Vorstand ergriff Manfred Göken das Wort, um sich als scheidender Geschäftsführer für das Vertrauen, das ihm von den Vorstandskollegen und den Mitgliedern entgegengebracht worden sei, zu bedanken. Sein besonderer Dank galt seiner Ehefrau Anita, die aufgrund seiner auswärtigen beruflichen Tätigkeit über 18 Jahre wesentliche Aufgaben der Geschäftsführung übernommen habe. Die Wahlen nahmen nur kurze Zeit in Anspruch, da besonders Manfred Göken schon seit längerer Zeit nach geeigneten Bewerbern Ausschau gehalten hatte. Zum neuen ersten Vorsitzenden wurde Florian Averbeck, zur zweiten Vorsitzende Juliane Berding und zum Geschäftsführer Wilhelm Grüßing einstimmig von den Mitgliedern gewählt. Alle Gewählten nahmen die Wahl an und stellte sich persönlich vor. Über das Restprogramm des Bildungswerkes für 2021 werde man die Entwicklung in der Pandemie abwarten und gegebenenfalls ausgefallene Kurse erneut anbieten. Essens neuer Pfarrer Michael Borth signalisierte dem neuen Vorstand seine Bereitschaft zur Mitarbeit bei religiösen Themen. Für eine Überraschung sorgte eine Abordnung des Bildungswerkes Löningen, Geschäftstellenleiterin Alexandra Richter und Geschäftsführer Josef Anneken übergaben einen Präsentkorb an den bisherigen Vorstand als Dank für die gute Zusammenarbeit.