Ansgar Brinkmann vor seinem Konterfei an der Intersport-Fassade mit den beiden Künstlern Jan Hack (rechts) und Renke Harms (links). Fotos: Gaby Westerkamp
Erik Mayer ließ bei Werrelmann an der Seitenfassade ein mannshohes Huhn über die Wand rennen. Ganz klar das zweite Highlight neben Brinkmanns Konterfei. Fotos. Gaby Westerkamp

tka/west Cloppenburg. Die coole Kunst für kahle Wände war ein wahrer Volltreffer. Das Urban Art-Weekend in der Cloppenburger City machte am Samstag die Massen richtig mobil und begeisterte die Passanten.

Das Open-air-Studio für T-Shirt-Graffitis unter einem großen Fallschirm in der Stadtmitte kam super an. Viele Kinder und Jugendliche machten mit. Die Teilnehmer konnten ihre Shirts nach kurzer Trockenzeit mitnehmen. Wer will, kann seine Kreation in einigen Tagen bei Instagram hochladen und so am Wettbewerb mit tollen Preisen teilnehmen. Viele tolle Kreationen sind dabei entstanden. Dafür standen verschiedene Schablonen zur Verfügung mit Cloppenburger Motiven, die fast jeder kennt: Pfanni Turm, Eberborgbrunnen, eine stilisierte Skyline mit Andreas-Kirche, Amtsgericht, Museumsdorf und anderen prägnanten Gebäuden sowie Kult-Embleme wie das Logo der Roten Schule, „echt Cloppenburg”, die Brandsohle-Flamme und Buby’s Spezy-Shop – samt „Saffti”! Auch sehr beliebt bei den Mädchen: filigrane Ornamente. Und wehe die rosa Farbdose war leer…

Im Open-air-Studio für T-Shirt-Graffitis in der Stadtmitte war jede Menge los. Die Kids ließen ihrer Fantasie freie Lauf oder konnten aus vielen tollen Motiven mit bekannten Cloppenburger Motiven ihre Favoriten auswählen.
Christian Hermann erklärte den Kids vor der Roten Schule verschiedene Maltechniken.

Auch die Jugend-Workshops mit Coach Christian Hermann vor der Roten Schule waren begehrt. Der Künstler aus Friedrichsfehn hatte drei große „Mauerstücke“ aus Styropor mitgebracht. Daran erklärte er den Kindern und Teenagern, wie sich mit Spraydosen Linien, Flächen und Formen malen können. Nach einigen begleiteten Übungen gestaltete er dann mit jeder Gruppe ein gemeinsames Motiv. Allerdings kurzlebig: nach einem schnellen Handyfoto zum Abschluss wurden die Flächen wieder grau übermalt als Basis für die nächsten „Schüler“. Die übrigens alle mit Vliesoveralls mit Filtermaske ausgestattet wurden.

Mehrere Arbeitsbühnen standen den Künstlern zur Verfügung. Und dabei wurde bei weitem nicht nur mit Spraydosen gearbeitet. Auch Pinsel, Walzen und Co. kamen zum Einsatz.

Das Highlight entstand bei Intersport am Fortmannsweg: Jan Hack und Renke Harms erschafften ein Portrait von Ansgar Brinkmann. Sebastian von Zeberg gestaltete die rückwärtige Giebelfassade passend dazu. Ansgar Brinkmann (52) wurde als in Cloppenburg allseits bekannte Kultkicker aus der Region für die Wand des Sportgeschäftes ausgewählt. Er ließ es sich nicht nehmen, sein Konterfei live zu bewundern. Er war völlig begeistert. Brinkmann ergänzte das Werk auf Wunsch der beiden Künstler noch mit seinem Original-Autogramm – nach „Trockenübungen” mit der Spraydose auf einem Karton. Das Motiv ist bekannt im Zusammenhang mit seinem Spruch „Irgendwann holt sich die Straße den Fußball zurück!” Der Straßenfußballer als Streetart in der Stadt: Das fand nicht nur der Kicker super passend. Sein Bild wurde auch schon halbfertig von fast allen Passanten sofort erkannt. Jan Hack, Spezialist für Portraits aus der Sprühdose, traf genau den typischen Gesichtsausdruck und spätestens als Augen und Brauen mit Konturen und Schatten fertig waren, wusste schon jeder, wer das werden sollte. 

Ein paar Meter weiter an der gleichen Wand: Robin Holthaus, der als einziger ohne festen Plan arbeitete. Das war mehr spontanes Actionpainting und sah am ehesten nach bekanntem – aber sehr gekonntem– Graffiti aus. Noch ein Stück weiter schloss sich Lloyd Salomon an, der verschiedenen ländliche Motive an die Wand brachte: ein Mähdrescher, eine Kuh und ein Pferd, dazu ein Oldtimer.

Ein Huhn sprintet an der Werrelmann-Seitenfassade

In der Fußgängerzone bei Schröer Kids & Teens gestaltete Max König eine schmale Teilfassade über 3 Stockwerke bis rauf unters Dach. So entstand eine Art Patchwork-Motiv aus vielen farbigen Rechtecken. Erik Mayer ließ beim Modehaus Werrelmann an der Seitenfassade ein mannshohes Huhn über die Wand rennen. Ganz klar das zweite Highlight neben Brinkmanns Konterfei.

Ansgar Brinkmann vor seinem Konterfei an der Intersport-Fassade mit den beiden Künstlern Jan Hack (rechts) und Renke Harms (links).

Daneben gestaltete „Basic Artist“ Simon Bittenicht Teilflächen der Metall-Wandelemente mit aufwändigen Strukturen. Das rückwärtige Tor gehörte Jasmin Lamar und ihren Glücks-Bärchen. Am Felix-Viegener-Weg, neben der Kneipe Briefkasten tobten sich zwei Künstler im Modern-Art-ähnlichem Stil aus: Tobias Kugelmeier skizzierte eine Frau, die mit einer Taschenlampe in eine Musikbox leuchtet. Daneben  spielte Illustrator Mel Wilken mit einer seiner typisch verzerrten Figuren, die mit überdimensionalen Händen und Füßen in einem imaginären Würfel turnt. 

Die großformatigen Werke sollen alle dauerhaft bestehen bleiben. Die Acrylfarben sind wasserfest und sollen eine Lebensdauer von gut zehn Jahren haben.

Das Urban Art Weekend soll 2022 fortgesetzt werden – mit neuen Flächen. Renke Harms: „Da gibt es in Cloppenburg ja noch ganz viele Wände zum Verschönern…“